Gesellin „auf der Walz“ war Überraschungsgast im Hospiz

Eine Überraschung der wirklich absolut außergewöhnlichen Art erlebten die Kolleginnen im Heilig-Geist-Hospiz Anfang dieser Woche. Als es nachmittags klingelte, stand Charlotte Brech vor der Tür. Die junge Frau aus Flensburg ist Goldschmiedin und in alter Tradition „auf der Walz“. Ihre Frage: Sie suchte das Unnaer Kolpinghaus. Die Adresse, an der ehemals das Gasthaus stand, ist bekanntlich seit über vier Jahren die Heimat des Hospizes. Aber ganz im Blick auf das Erbe der Herbergs-Mütter und -Väter sah sich kurzerhand eben auch unser Hospiz-Team als guter Gastgeber.

Ohne zu zögern wurde der Gesellin eines der beiden vorhandenen Besucherzimmer im ersten Obergeschoss des Hauses angeboten. Dieses nahm sie dankbar an, nicht ohne wiederum ihrer Tradition gerecht zu werden: Die 27-jährige Goldschmiedin klopfte mit ihrem Wanderstock mehrfach auf den Boden und zitierte deutlich hörbar ihren Spruch, mit dem sie stets vor Ort Unterkunft und etwas Verpflegung erbittet. Seit einem Jahr und zwei Tagen ist sie „auf der Walz“ und kam in Unna an, nachdem sie zuvor in Essen gearbeitet hatte.

Von dem warmen Abendessen, das ihr – unter Einhaltung aller notwendigen Hygiene-Regeln – angeboten wurde, zeigte sich Charlotte Brech schwer begeistert. Sie hatte wohl zuvor vier Tage lang nicht Warmes mehr erhalten. Und natürlich kam man auch gerne ihrem Wunsch nach, vegetarisch versorgt zu werden.

Am nächsten Morgen reiste die Gesellin pünktlich um 08:00 Uhr weiter. Ihr Weg führt sie jetzt nach Uslar, wo sie einen weiteren Gesellen auf der Walz treffen möchte, um in weiteren Handwerksbetrieben mitzuarbeiten. Klar, dass das Hospiz-Team dem besonderen Besuchsgast noch einige „Bütterkes“ für unterwegs mitgegeben hat. „Wir sind von Herzen gerne gastfreundlich“, freut sich Hospizleiterin Marion Eichhorn sehr über diesen ganz besonderen Moment im Hospizalltag.

FOTO: Goldschmiede-Gesellin Charlotte Brech wurde von Pflegfachkraft Anne Mattern (r.) und Pflege-Schüler Kilian Hinüber (l.) auf ihren weiteren Weg „auf der Walz“ verabschiedet.